Es war ein Spiel der verpassten Chancen, der umstrittenen Entscheidungen und einer Verteidigung, die gegen alle Regeln der Logik funktionierte: Am Samstag, 22. November 2025, endete das 2. Bundesliga-Spiel zwischen Preußen Münster und FC Schalke 04 im Preußenstadion in Münster torlos mit 0:0. Vor 10.491 Zuschauern, die die als „Baustelle“ bezeichnete Arena füllten, verpasste Schalke die Chance, an die Tabellenspitze zu rücken – und das, obwohl sie fast 35 Minuten lang mit zehn Gegnern spielen mussten. Die Drucklage war riesig, die Erwartungen höher denn je. Doch am Ende blieb nur die Erkenntnis: Manchmal reicht Überzahl nicht aus.
Ein Spiel mit zwei Torabsagen – und einem entscheidenden Fehler
Schon in der zweiten Minute hätte Schalke führen können. Mika Wallentowitz nutzte eine Lücke, der Ball rollte ins Netz – doch Schiedsrichter Florian Lechner sah einen Foul an Torhüter Johannes Schenk. Kein Tor. Die Schalker waren entsetzt, die Münsteraner atmeten auf. Kurz darauf, in der 10. Minute, jubelten die Gastgeber: Oscar Vilhelmsson hatte nach einem sehenswerten Angriff zum 1:0 eingelocht. Doch der Video-Assistent griff ein. Abseits. Kein Tor. Die Stimmung kippte. Plötzlich war das Spiel eine Frage der Nerven, nicht der Taktik.Die erste Halbzeit war ein Gleichgewichtsspiel. Schalke kontrollierte den Ball, doch Preußen Münster verteidigte geschlossen, konzentriert, fast schon brutal. Loris Karius, der Schalker Keeper, rettete mehrfach – besonders gegen Vilhelmsson, der mit Tempo und Präzision immer wieder gefährlich wurde. Doch die Entscheidung, die alles veränderte, kam in der 55. Minute. Johannes Schenk, der bisherige Held der Gastgeber, zog Moussa Sylla am Strafraumrand zu Boden. Kein Strafstoß – eine Rote Karte. Plötzlich war Münster zehn Mann stark. Und doch: Kein Tor für Schalke.
Die Defensive, die niemand verstand
Nach der Roten Karte war die Erwartung klar: Schalke muss gewinnen. Sie schickten Spieler nach vorne, wechselten, wechselten wieder. Doch Preußen Münster zog sich zurück – nicht panisch, nicht chaotisch, sondern mit eiserner Disziplin. Sie stellten sich in zwei Reihen, blockten alle Flanken, nahmen keine Risiken. „Die Preußen, die vorher gut im Spiel waren, zogen sich nun weit zurück. Schalke suchte Lücken in der Defensive der Gastgeber, fand sie aber nur selten. So brachte Münster das Remis über die Zeit“, resümierte die dpa. Und das, obwohl Schalke in den letzten 35 Minuten über 70 Prozent Ballbesitz hatte, 18 Schüsse abgab – und nur zwei davon aufs Tor.War es Taktik? Oder pure Angst? „Sie haben nicht versucht, zu spielen. Sie haben versucht, nicht zu verlieren“, sagte ein Schalker Fan nach dem Spiel. Und er hatte recht. Die Münsteraner, die vor der Roten Karte noch offensiv agiert hatten, verwandelten sich in eine Mauer. Kein Spieler rannte mehr. Kein Pass wurde riskiert. Nur noch Abklatscher, Rückpass, Abwehr. Es war kein schönes Spiel. Aber es war ein erfolgreiches.
Was das Remis für beide bedeutet
Für FC Schalke 04, trainiert von Miron Muslic, ist das 0:0 eine Enttäuschung. Mit 28 Punkten bleibt man auf Platz zwei – doch der Abstand zum Tabellenführer SC Paderborn ist jetzt nicht kleiner geworden. Der entscheidende Gegner steht am Freitag, 28. November 2025, um 18:30 Uhr, in der Heimarena. Dieses Spiel wird entscheiden, ob Schalke noch Chancen auf den Aufstieg hat – oder ob sie sich mit der Rolle des ewigen Zweitplatzierten abfinden müssen.Preußen Münster dagegen feiert einen Sieg – ohne zu gewinnen. Mit 15 Punkten ist der Klassenverbleib noch nicht sicher, aber der Punkt gegen den Aufstiegsaspiranten ist ein Meilenstein. „Das ist ein Punkt wie ein Sieg“, sagte Trainer Andreas Köpke nach dem Spiel. „Wir haben gegen einen der Top-3-Teams über 35 Minuten mit zehn Mann gehalten. Das zeigt, dass wir mehr können, als viele denken.“
Die Zukunft: Schalke vor dem großen Test
Die nächsten Tage werden entscheidend. Schalke muss jetzt zeigen, ob sie in der Lage sind, Druck zu erzeugen – nicht nur zu ertragen. Die Offensive um Wallentowitz, Sylla und dem wiederfindenden Timo Rost muss endlich konsequent werden. Die Defensive, die in der ersten Halbzeit noch nervös wirkte, muss stabiler werden. Und vor allem: Die Mannschaft muss lernen, dass ein Remis gegen zehn Mann kein Erfolg ist – sondern ein Versagen.Preußen Münster hingegen hat jetzt etwas, das sie lange vermisst haben: Selbstvertrauen. Der Punkt gegen Schalke ist kein Zufall. Es ist ein Beweis dafür, dass sie auch ohne Top-Spieler kämpfen können. Wenn sie das in den nächsten drei Spielen wiederholen – gegen St. Pauli, Magdeburg und Nürnberg – dann ist der Klassenverbleib kein Traum mehr, sondern Realität.
Die Zahlen, die man nicht vergessen sollte
- 10.491 Zuschauer im Preußenstadion – voller, als in vielen Heimspielen der letzten Jahre
- 35 Minuten mit zehn Mann – Preußen Münster hielt
- 18 Schüsse von Schalke – nur 2 aufs Tor
- 2 Torabsagen durch Schiedsrichter und VAR – eine für jede Mannschaft
- 28 Punkte für Schalke – weiterhin Zweitplatzierter
- 15 Punkte für Münster – jetzt sicher im Mittelfeld, aber noch nicht gerettet
Frequently Asked Questions
Warum hat Schalke trotz Überzahl nicht gewonnen?
Schalke hatte zwar den Ballbesitz und zahlreiche Chancen, doch Preußen Münster verteidigte extrem kompakt und diszipliniert, nachdem ihr Torhüter Johannes Schenk in der 55. Minute ausschied. Die Gastgeber nahmen kaum Risiken, blockten alle Flanken und verhinderten, dass Schalke in die Innenräume kam. Zudem fehlte Schalke die kreative Durchschlagskraft – die Schlüsselspieler konnten keine entscheidenden Pässe oder Torschüsse liefern.
Warum wurde das erste Tor von Schalke aberkannt?
Schiedsrichter Florian Lechner entschied nach einem Foul an Münsters Torhüter Johannes Schenk, der den Ball von Mika Wallentowitz leicht behinderte, als dieser den Abschluss versuchte. Obwohl der Ball ins Netz ging, sah der Schiedsrichter eine Verletzung des Spielers – und nicht den Ballverlust – als entscheidend an. Der VAR bestätigte die Entscheidung, da die Berührung als „beeinträchtigende Handlung“ galt – auch wenn sie minimal war.
Wie hat sich das Remis auf die Tabellenlage ausgewirkt?
Schalke bleibt mit 28 Punkten auf Platz zwei, während SC Paderborn mit 31 Punkten weiterhin führt. Das Remis verhindert, dass Schalke den Abstand auf den Tabellenführer verringert – und erhöht den Druck für das entscheidende Duell am 28. November. Preußen Münster hingegen steigt auf 15 Punkte und rückt damit einen Platz nach oben, was im Kampf um den Klassenverbleib entscheidend sein könnte.
Warum hat der Torhüter von Münster eine Rote Karte bekommen?
Johannes Schenk zog Moussa Sylla außerhalb des Strafraums zu Boden – ein direktes Foul, das nach den Regeln eine Rote Karte erfordert, wenn es eine klare Torchance verhindert. Der Schiedsrichter sah dies als „Verhinderung einer offensichtlichen Torchance“ an, obwohl Sylla nicht im Alleingang zum Tor gelaufen war. Die Regel erlaubt keine Diskussion: Ein Foul außerhalb des Strafraums, das eine klare Chance stoppt, führt zur Rote Karte – unabhängig von der Position des Spielers.
Kann Schalke noch Meister werden?
Theoretisch ja – aber realistisch nur, wenn sie gegen Paderborn gewinnen und gleichzeitig Paderborn gegen den Tabellenachter verliert. Selbst dann müssten sie in den letzten fünf Spielen nur noch einen Punkt verlieren. Die Realität sieht anders aus: Schalke hat in den letzten vier Pflichtspielen nur einen Sieg erzielt. Der Druck wächst, die Form ist unbeständig. Ein Sieg gegen Paderborn wäre nötig – aber kein Garant für den Aufstieg.
Ist das Remis für Preußen Münster ein Erfolg?
Absolut. Gegen einen der Top-3-Mannschaften, mit zehn Spielern, in der eigenen Halle – und ohne einen einzigen Torschuss aufs Tor in den letzten 30 Minuten – einen Punkt zu holen, ist ein Meisterstück der Mentalität. Es zeigt, dass die Mannschaft nicht nur überleben kann, sondern auch kämpfen kann. Für ein Team, das vor drei Wochen noch im Abstiegsrang lag, ist das ein riesiger Schritt nach vorne.
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